Der Samen ist Träger des Lebens.

Ende des Sommers verblühen die Pflanzen. Nach einer gewissen Zeit des Welkens wächst das Leben aus der Mitte heraus weiter. Wie eine zweite Blüte bilden sich unscheinbar Samen, die nach der Wachstumsphase im Herbst vertrocknen. Man sieht es ihnen nicht an, dass sie noch leben und nur schlafen. Der Stoffwechsel in diesem Innenleben ist auf ein Minimum reduziert.

Dass der Samenkern vor winterlichem Frost geschützt ist, verdankt er silbrigen Häutchen, die ihn ummanteln, und darüber zieht sich noch eine starke Schale. Wenn im Frühling die Elemente Erde, Licht und Wasser mit dem Samen in Verbindung kommen, erwecken sie das Leben. Der Pflanzenembryo durchbricht die Samenschale, schlägt Wurzeln und der erste Austrieb wächst dem Himme entgegen. Das Wachstum nimmt seinen Lauf.

Ich habe mich auch fotografisch mit dem Mysterium der Geburt auseinander gesetzt und in Keimversuchen das beginnende Leben mit der Kamera begleitet.

Samen sind Wunder, diese Urformen der Natur erscheinen mir wie ewige Skulpturen.

Norbert Kopf – Dezember 2018